Gewalt in der Pflege

06.06.2017 00:00

Dass Pflegepersonen Klienten bzw. Patienten misshandeln oder sogar töten, liest, hört und sieht man manchmal in Medien. Kaum jemals liest man davon, dass Pflegepersonen auch Opfer sind. Und zwar viel öfter als umgekehrt.

Am häufigsten sind Krankenschwester betroffen. Die müssen sich nicht selten die sexuellen Fantasien von Patienten anhören, von Männern, bei denen ausser dem Sexualtrieb ohnehin nichts mehr funktioniert. Nicht selten werden sie von Pflegebedürftigen festgehalten, gekratzt, gezwickt oder es wird nach ihnen geschlagen. Das passiert häufig bei Dementen in Angst, die nicht verstehen können, was mit ihnen geschieht. Aber Schwestern können auch in bedrohliche Situationen kommen, zum Glück selten, aber doch.

An neurologischen, psychiatrischen und auch internistischen Akutabteilungen sind Ärzte und Pflegepersonen immer wieder mit aggressiven Leuten konfrontiert. Ich selbst habe solche Situationen früher mehrfach erlebt. So passierte es nicht nur einmal, dass ein eingelieferter Patient das Untersuchungszimmer zerlegte und ich ihn im Schwitzkasten halten musste, bis die Polizei eingetroffen war, die ihn dann an die Psychiatrie eskortierte. Oder die Nachtschwester verzweifelt an mein Dienstzimmer trommelte, beim Öffnen der Tür mir dann der Patient direkt gegenüber stand, den ich, ehe er mich attackierte, mit einem gezielten Fausthieb niederstrecken konnte. Oder ich auf die Intensivstation gerufen wurde, wo mich der Patient unvermittelt mit einem Faustschlag empfing, dass nicht nur die Lippe ein Cut hatte, sondern auch die Brille durch den Raum flog. Oder einstens in Südafrika wir einen mit Messer bewaffneten Mann mit Sesseln ausser Gefecht setzen mussten. Das gehörte für mich irgendwie dazu.